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19.08.2020
Marketing Manager im Kaufhaus Woha in Donauwörth und seit 28 Jahren im Unternehmen tätig.
Jürgen Raab und Woha, das gehört im Grunde untrennbar zusammen. Seit fast 30 Jahren arbeitet der in Aalen geborene Gestalter für visuelles Marketing nun schon für das in Donauwörth ansässige Kaufhaus. „Ich bin 1992 vom Kaufring Kaufhaus in Aalen hierher gewechselt“, erinnert sich der 53-jährige. „Doch bereits im Herbst 1991 war ich an der Gestaltung der Neueröffnung in Folge einer zweijährigen Umbau- und Erweiterungsphase beteiligt. Noch heute beeindruckt mich das Konzept und das Haus. Als mir die Inhaber, Familie Kißling, das Angebot machten die Werbe- und Deko-Abteilung zu übernehmen, nahm ich es gerne und ohne zu zögern an“, schwärmt Jürgen Raab.
Vielseitige Aufgabenbereiche im gesamten Haus
Nach vielen Jahren im Unternehmen ist der gelernte Schauwerbegestalter, der seine Ausbildung gleich nach der Hauptschule im Alter von 15 Jahren begann, vor allem für die Bereiche visuelles Marketing und Werbung verantwortlich. In den vergangenen Jahren kamen aber auch Aufgaben wie Social Media und PR dazu. „Mein Aufgabenbereich ist sehr vielfältig. Ich bin für das Erscheinungsbild des Hauses nach Innen und Außen verantwortlich, für die Inszenierungen und die Präsentation der Waren, bin aber auch aktiv im Wareneinkauf tätig. Im Grunde bin ich Ansprechpartner für so ziemlich alles, was in einem Kaufhaus täglich passiert, sei es im Umgang mit Kunden, Lieferanten oder Handwerkern“, erklärt Jürgen Raab und ergänzt: „Ich bespreche mit Familie Kißling was ich plane und welche Gedanken ich habe. Ein riesiges Plus ist, dass ich völlig freie Hand habe. Es ist eine sehr vertrauensvolle Basis, auf der es großen Spaß macht zu arbeiten.“
- Jürgen Raab beim Aufhängen eines Deko-Objekts …
- … und beim Reparieren einer Figur
Kundenbindung durch außergwöhnliche Projekte
Über die Jahre hat der Marketing Manager des Hauses nach eigenen Angaben sehr viele spannende Ideen umgesetzt. Als eines der „verrücktesten Projekte“ beschreibt er eine Herbstaktion, deren Planung bereits im Frühjahr begann und in deren Zusammenhang sogar ein Acker gepachtet wurde: „Wir haben damals im Kaufhaus Kürbis-Pflanzen angesät und gezogen. Als das Wetter für das Aussetzen der Zöglinge passte, standen mein damals 8-köpfiges Team und ich auf dem Acker, um sie einzupflanzen. Wir haben unsere Pflanzen bis zum Herbst betreut und dann viele, viele Kürbisse geerntet, um sie unseren Kunden zum Gestalten mit nach Hause zu geben. Anschließend gab es eine riesige Ausstellung der Kürbis-Kunstwerke. Wir haben an einem Samstag ein großes Event daraus gemacht. Mit Gewinnspiel und Kürbis-Leckereien. Die Resonanz und die Frequenz waren unglaublich.“
Wenn es darum geht, die Kundinnen und Kunden zu einem Besuch bei Woha zu animieren, setzen Jürgen Raab und sein Team auf emotionale Bindung, umfangreichen Service und das Erzeugen einer angenehmen Einkaufsatmosphäre: „Viele Häuser hauen mit dem Preishammer wild um sich. Ganz besonders jetzt. Das tun wir nicht. Natürlich gibt es Angebote jetzt im Sale. Auch wir bewerben unsere Angebote, aber das Einkaufserlebnis, spannende Präsentationen, die Markenauswahl und die Beratung stehen ganz oben. Dafür sind wir bekannt und ich denke unsere Kunden wissen das auch zu schätzen.“
Die Zukunft von Einzelhandel und Visual Merchandising
Was die Zukunft des Einzelhandels und vor allem privat geführter Häuser angeht, so stehen diese laut Jürgen Raab derzeit an einer Art Scheideweg: „Ich denke, die Kunden schätzen es sehr, Kaufhäuser und Geschäfte in ihrer Stadt zu haben, die unverwechselbar sind. Geschäfte also, die eine Linie, nämlich ihre Linie klar verfolgen. Viele Filialisten werden in Zukunft weiter ihr Spannbild und dazu drei Figuren präsentieren. Natürlich gibt es auch hier spannende Ausnahmen. Und es ist natürlich etwas ganz anderes, ob ich EINEN Auftritt gestalte und umsetzte, oder ob der Auftritt, den ich konzipiere, 150 Mal dupliziert werden muss. Ich denke, dass in Zukunft das Thema Kosten – bei Personal und Material – eine noch größere Rolle spielen wird. Manche spornt dieser Umstand zu mehr Kreativität an. Bei anderen bleibt die Kreativität dabei leider auf der Strecke.“
Ein wichtiger Punkt im Zusammenhang mit Perspektiven für die Visual Merchandising-Branche ist die Ausbildung von VM-Nachwuchs. Auch bei Woha in Donauwörth werden Gestalterinnen und Gestalter für visuelles Marketing ausgebildet. Jürgen Raab legt dabei auch nach vielen Jahren in der Branche größten Wert auf eine fundierte Ausbildung und breite Fachkenntnisse: „Das heißt, meine Auszubis führen ein perfektes Berichtsheft, wissen am Ende wie man tapeziert und bespannt, kennen Fachbegriffe und sind in der Lage flexibel auf gestalterische Anforderungen zu reagieren. Ich versuche ein ´Um-Die-Ecke-Denken´ zu vermitteln und anzuregen“, so der erfahrene Ausbilder, der seine eigenen kreativen Markenzeichen wie folgt definiert: „Klare Linien und Grafik. Kein Schnick-Schnack. Klare visuelle Aussagen. […] Ich versuche Übliches mit Unüblichem zu verbinden, wie zum Beispiel Badewannen auf dem Meeresgrund in denen Figuren stehen und duschen.“
Was die verwendeten Mannequins angeht, so hat der erfahrene Gestalter hier keine klaren Vorlieben: „Je nach Thema setzt ich verschiedene Figurentypen ein, von Egg-Head über Naturalistisch, bis hin zu Betonoptik oder schwarz und weiß lackiert. In unserem Sortiment sind auch ganz unterschiedliche Hersteller vertreten. Ich versuche Figuren sehr lange zu verwenden. Ein regelmäßig neues Finish wirkt Wunder. Es gibt tatsächlich Mannequins, die inzwischen 28 Jahre in meinem Team sind“, verrät Jürgen Raab mit einem Lächeln.
Fotos: Woha, Donauwörth
PK